CdN Magazin 24 ePaper - page 31

„SCHÖNSTER KARRIEREMOMENT“: EHRUNG DER OLYMPIASIEGER 1976 MIT JÜRGEN CROY, GERD WEBER,
HANS-JÜRGEN „DIXIE“ DÖRNER, KONRAD WEISE, LOTHAR KURBJUWEIT UND REINHARD LAUCK (VON LINKS).
er sofort zu einem anderen Verein
wechseln.
Im Mai 1971 ist es aber endlich so
weit. Im Leipziger Zentralstadion
steht der 19-Jährige bei seinem drit-
ten Länderspiel in der Startelf gegen
Jugoslawien. Weises Gegenspieler
im EM-Qualifikationsspiel ist Links-
außen Dragan Dzajic: „Das war für
mich 90 Minuten Horror! Dzajic
hat mich zur Minna gemacht, aber
Buschner wechselte mich nicht aus.“
Nach 20 Minuten liegt die DDR 0:2
zurück, das Duell Weise –Dzajic ist
spielentscheidend. Doch der Trainer
nimmt den Debütanten sogar in der
Spielauswertung in Schutz. Monate
danach ist der junge Verteidiger so-
wohl Stammspieler in seinem Verein
als auch in der Auswahl.
40 Jahre später macht Konrad
Weise eine ganz andere Erfahrung.
Als Sportdirektor beim Frauenteam
des FF USV Jena staunt er über den
enormen Ehrgeiz der Mädchen und
jungen Frauen, sich ständig verbes-
sern zu wollen. Allerdings muss er
sich in der Kommunikation völlig
Von der Tribüne aus verfolgt er die
ersten 45 Minuten gegen den Irak, ist
sprachlos: „Das war kein Freund-
schaftsspiel, die Iraker haben ge-
holzt wie verrückt!“ In der Halbzeit-
pause läuft er Trainer Buschner über
den Weg. „Hast Du Dein Zeug mit?“,
fragt der Coach und legt ohne Zögern
fest: „Zieh Dich um und komm auf die
Bank!“ So hockt Konrad Weise mit
Beginn der zweiten Hälfte direkt am
Spielfeldrand. Zwanzig Minuten spä-
ter kommt er als Rechtsverteidiger
in die Partie und sorgt bei seinem
Debüt kurz vor Schluss mit seinem
Treffer für den 5:0-Endstand.
Am nächsten Tag nimmt ihn Busch-
ner zur Seite: „Du bist noch kein
Nationalspieler! Das bestimme ich,
wie es weitergeht!“ Die folgende
Saison soll für das Abwehrtalent zur
Geduldsprobe werden. Er schmort in
der „Zweiten“ von Jena und muss in
Böhlen, Steinach oder Tiefenort ran.
Dazu Weise: „Als einziger Spieler
unserer Gold-Truppe von Schottland
ging mir das so. Alle anderen spielten
da schon erste Liga.“ Dieser Umstand
lässt ihn grübeln. Am liebsten würde
ligen UEFA-Turnier, vom Rang her
eine U 18-Europameisterschaft, darf
Weise gleich zweimal ran: „Durch
Münzwurf habe ich 1969 Silber ge-
kriegt und ein Jahr später in Schott-
land Gold. Da war ich Kapitän der
Mannschaft.“ Die Bilder flimmern
noch in Schwarz-Weiß über den Bild-
schirm, das Elfmeterschießen zur
Entscheidungsfindung gibt es noch
nicht. Verdammt lang her, im nächs-
ten Jahr wird er 50 Jahre in Jena
sein. Beim Rückblick landen wir
unweigerlich bei seinem seltsamen
Debüt in der Auswahlmannschaft.
Gold und Silber
dank demMünzwurf
Georg Buschner, erfolgreicher Klub-
Trainer der Zeiss-Elf, hatte im
Sommer 1970 auch die DDR-Aus-
wahlmannschaft übernommen. So
gehen das erste Trainingslager sowie
das erste Länderspiel praktischer-
weise in Jena über die Bühne. Weise,
zarte 18 Lenze jung, ist einer von drei
Nachwuchsspielern, die den Aus-
wahlkader auf dem Trainingsplatz
ergänzen und fühlt sich geehrt.
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