CdN Magazin 24 ePaper - page 34

34
AKTUELL IM BLICKPUNKT
SOZIALES ENGAGEMENT
Immer häufiger gründen Fußball-Millionäre Stiftungen unter ihren Namen. Franz Beckenbauer
ging 1982 voran, als er anlässlich seines Abschiedsspiels eine Million Mark als Gründungs­
kapital für seine Stiftung spendete. Zuletzt folgten auch immer mehr Weltmeister von 2014
seinem Beispiel. Das ist ehrenhaft. Und hilft nebenbei ihrem Image und ihrem Gewissen.
Soziales Engagement: Nationalspieler verbinden Popularität mit Wohltätigkeit
Lukas Podolski hat fast 7,5 Millionen
Fans auf Facebook. Wenn jeder einen
Euro spenden würde, kämen Millionen
zusammen. Doch so einfach lässt
sich Popularität im Fußball nicht in
bare Münze verwandeln.
„Nicht jeder Poldi-Fan unterstützt
auch seine sozialen Themen“, weiß
Lisa Niederdrenk, seine Marketing-
Managerin. Die Resonanz der Fans
darauf ist oft gering, obwohl er „sehr
mit dem Herzen dabei“ sei. Die
Anhänger wollen lieber wissen, was
er gerade isst. Den gebürtigen Polen
schreckt das nicht. Als großen Erfolg
verbucht Niederdrenk eine Aktion, die
sie über die Versteigerungsplattform
United Charity abwickelte. Podolski
habe Freunde um Sachspenden ge-
beten. Stars wie Basketballer Dirk
Nowitzki, Rennfahrer Nico Rosberg,
Sprinter Usain Bolt oder Kumpel
Bastian Schweinsteiger spendeten
Souvenirs.
Fast 100.000 Euro brachte die
Auktion, allein 15.000 Euro ein Tri-
kot, auf dem alle Weltmeister von
2014 unterschrieben hatten. „Die
Online-Versteigerung ist die effi­
zienteste Möglichkeit, um einen
hohen Ertrag zu erzielen“, stellt
Niederdrenk fest.
Lukas Podolski zählt seit 2010 zu den
erfolgreichsten Spendensammlern
unter den Fußballstars. Zwischen
300.000 und 500.000 Euro im Jahr
seien in den vergangenen drei Jahren
zusammengekommen, sagt Nieder­
drenk. Das Geld fließt in Projekte
wie die Arche für Kinder. Für die
Warschauer Arche fand Podolski
mit RTL sogar einen Helfer aus der
Wirtschaft.
„Absolut notwendig,
sich selbst zu engagieren“
Das gelingt bei großen Projekten
immer öfter. Der Ex-Nationalspieler
Christoph Metzelder stellt große
Spendenbereitschaft bei Unter­
nehmen und Vermögenden fest und
bietet ein Modell an. Seine Stiftung
bürgt in Form seiner Person für
Seriosität, liefert das Wissen rund
um Projekte und setzt diese um. Mit
gut einem Dutzend Unternehmen
arbeitet er regelmäßig zusammen.
Ungewöhnlich ist bei ihm nicht nur
das hohe persönliche Engagement.
Finanziell nimmt der Ex-Spieler von
Real Madrid eine Top-Position ein.
Jedes Jahr kommen mehr als
250.000 Euro an Spenden zusam-
men. Knapp 200.000 Euro fließen
in Projekte, mit dem Rest erhöht
Metzelder das Vermögen seiner Stif-
tung. Inzwischen beträgt es mehr als
zwei Millionen Euro, sagt Metzelder.
Das ist ein Spitzenwert unter den
inzwischen zahlreichen Stiftungen von
Fußballern, bestätigt Tobias Wrzesinski,
stellvertretender Geschäftsführer
der DFB-Stiftungen Egidius Braun
und Sepp Herberger, auf Basis einer
Umfrage aus dem Jahr 2013.
Mehr als 30 Fußball-Stiftungen gibt
es in Deutschland, von Verbänden,
Vereinen und Spielern. Jährlich
fließen der Umfrage zufolge bis zu
12,5 Millionen Euro in Projekte.
Vorbild für Podolski und Co. ist Franz
Beckenbauer, der bereits 1982 seine
Stiftung mit einer Million D-Mark
ausstattete. Die meisten Spieler-Stiftungen entstanden nach 2000.
Rechenschaft müssen die oft als ge-
meinnützig anerkannten Einrich­
tungen nur gegenüber dem Fiskus
ablegen – da werde auch nachgehakt,
Weltmeister nutzen
ihren Ruhm
1...,24,25,26,27,28,29,30,31,32,33 35,36,37,38,39,40,41,42,43,44,...48
Powered by FlippingBook