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SERIE
DER „VERBORGENE“ NATIONALSPIELER
Finale den Titelverteidiger und WM-
Dritten Polen bezwungen zu haben.
Und dabei im Endspiel den Welt
klassestürmer und Turnier-Schützen
könig Andrzej Szarmach ausgeschaltet
zu haben.
Oder zwei Jahre nach dem Bronze-
Lorbeer bei Olympia ’72 in München
die WM 1974! Mit dem legendären
1:0-Triumph über Beckenbauer,
Müller und Co. „Mit Frisuren wie
Perücken!“, lacht „Konny“ und sieht
schon beim Stichwort die eine oder
andere Szene vor sich. Wie sie im Bus
singend ins Volksparkstadion zum
Gruppenfinale gegen die DFB-Aus-
wahl fuhren. Singend deshalb, weil
Chile gegen Australien nur Unent-
schieden gespielt hatte und somit
beide deutsche Teams bereits vor dem
Anpfiff für die zweite Finalrunde qua-
lifiziert waren. Und: Nach dem Sensa-
tionserfolg stand Berti Vogts plötz-
lich mit einem Packen verschwitzter
DFB-Trikots in der DDR-Kabine.
und muss vom Platz getragen wer-
den. Als er mit einem Verband zurück
aufs Spielfeld will, glaubt er sich im
falschen Film und verhört zu haben:
Rot! Heute ist er sich sicher: „Der
Schiri hatte nichts gesehen, wollte
aber das Spiel so nicht entscheiden.
Deshalb flogen wir beide vom Platz.“
Die DDR-Auswahl verliert durch
diese Aktion völlig den Faden und
das Spiel noch mit 2:3. La Ling
rühmte sich später, er hätte etwas
machen müssen, um dem Spiel eine
Wende zu geben. Darüber ärgert sich
Weise bis heute.
Der fantastische Weg zum
Olympiasieg ’76
Und die schönsten Momente? Natür-
lich der Olympiasieg 1976! Verbun-
den mit diesem unbeschreiblichen
Gefühl, auf dem Weg zum Titel im
Viertelfinale Frankreich (mit Platini),
im Halbfinale die UdSSR und im
umstellen. Gleich nach seiner Vor-
stellung nimmt Weise eine Spielerin
zur Seite und gibt ihr einen gut ge-
meinten Rat: „Wenn du, wie soeben,
Kritik am Trainer äußerst, dann mach
das nicht mehr vor versammelter
Mannschaft. Mach das nur unter vier
Augen.“ Als daraufhin bei der Ange-
sprochenen die Tränen kullern, weiß
der Ex-Auswahlspieler, dass die
mitunter raue, aber übliche Gangart
in der Ansprache im Frauenfußball
eher ungeeignet ist.
Der schlimmste Moment seiner Kar-
riere aber ist sein Platzverweis im
Qualifikationsspiel für die EM 1980
gegen die Niederlande. Die DDR führt
an diesem 1. November 1979 kurz
vor der Pause mit 2:0. Auch Weise
wähnt sich schon bei der EM-End
runde in Italien. Plötzlich spürt er
einen Schmerz. La Ling hat ihm im
Vorbeilaufen mit dem Ellbogen ge-
troffen, der Schiedsrichter aber
nichts gesehen. Weise geht zu Boden
LEGENDÄRER 1:0-SIEG DER DDR-AUSWAHL 1974 GEGEN DEN SPÄTEREN WELTMEISTER:
WEISE IM ZWEIKAMPF MIT GERD MÜLLER, DEM „BOMBER DER NATION“.