CdN Magazin 25 ePaper - page 12

AKTUELL IM BLICKPUNKT
25 JAHRE FUSSBALLEINHEIT
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ja gar nicht. Die Schalker Mitspieler
waren in einer Welt aufgewachsen,
in der Selbstbestimmtheit erwünscht
und Demokratie nicht nur ein Wort
war, für uns im Osten war immer
alles von oben vorgegeben.
CDN-MAGAZIN:
Da müssen Sie
sich zunächst ziemlich fremd vorge-
kommen sein …
STEFFEN FREUND:
Ja, das ging
bis zu meinem Vokuhila-Haarschnitt.
Meine Mitspieler werden sich zu
Beginn unserer gemeinsamen Zeit
manchmal vielleicht gefragt haben,
aus welchem Wald haben sie denn
den geholt? Dann aber bin ich in
meinem ersten Spiel von Anfang an
dreimal so viel gelaufen wie der
geniale Techniker Günter Schlipper
während der gesamten Saisonvorbe-
reitung. Nach dem Spiel kam er zu
mir und sagte: „Hast Du ne extra
Batterie auf dem Rücken, zieh doch
endlich mal den Stecker!“ Das waren
dann für mich der Ritterschlag und
das Zeichen, dass ich in dieser Mann-
schaft angekommen war. Letztlich
wurden die Dinge über das Leistungs-
prinzip geregelt.
STEFFEN FREUND:
In der Bundes­
liga habe ich mich mit der Erfahrung
und den Spielen technisch und tak-
tisch noch einmal verbessert. Auch
der Positionswechsel ins zentrale
Mittelfeld forderte viel mehr in allen
Leistungsvoraussetzungen von mir
ein. Wenn man so will, war ich zu
meiner aktiven Zeit besonders stark
in dem, was man heute Spiel gegen
den Ball nennt.
CDN-MAGAZIN:
Wie haben Sie
denn damals als „Ossi“ die Schalker
„Wessis“ nach Ihrem Umzug in diese
andere Welt erlebt?
STEFFEN FREUND:
Als ich das
erste Mal in die Kabine kam, habe ich
jedem Spieler dort die Hand gegeben,
ehe Günter Schlipper, ein toller Kol­
lege aus dem Revier, sagte: „Nu setzt
Dich schon hin, wir wollen Fußball
spielen.“ Aber nicht nur der Umgang
mit den westdeutschen Spielern, die
ja alle über eine komplette anderer
Lebenserfahrung hatten, war neu,
auch der Lebensalltag. Das fing bei
den Versicherungen an und ging bis
hin zum Unterschied zwischen brutto
und netto. Das kannten wir im Osten
Titel erobert zu haben, war das
I-Tüpfelchen.
CDN-MAGAZIN:
Was hat Ihnen
die Fußball-Ausbildung in der DDR
gebracht, wie sehr haben Sie davon
profitiert?
STEFFEN FREUND:
In der DDR
war der konditionelle Faktor un-
glaublich wichtig. Wir mussten
immer wieder Laktattests, Aus­
dauertests und Schnelligkeitstests
bestehen. Auf die dabei ermittelten
Werte schauten die Trainer ganz
genau. Ich war stets einer der kon­
ditionell stärksten Profis. Das hat
mir sehr geholfen, weil dem auch
Schwächen im technischen Bereich
gegenüberstanden. Über den Faktor
Physis konnte ich sehr viel wett­
machen. Ich konnte den Ball gar
nicht mehr so oft verlieren, wie ich
Zweikämpfe gewonnen habe. Damit
fiel ich, der ohne die Eliteausbildung
in den Sportschulen der DDR seinen
Weg gegangen ist, positiv auf.
CDN-MAGAZIN:
Was kam dann
in der Bundesliga qualitativ noch
hinzu?
KARRIERE IM „REVIER“: STEFFEN FREUND TRUG
VON 1991 BIS 1993 DAS TRIKOT DES FC SCHALKE 04 ...
... UND SPIELTE ANSCHLIESSEND FÜNF JAHRE
MIT GROSSEN ERFOLGEN BEI BORUSSIA DORTMUND.
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