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Vor acht Jahren aber fasste der in
Offenbach geborene Sohn eines
afroamerikanischen Soldaten wieder
richtig Fuß – auf den Brettern der
Theaterbühne. Und macht seine
Sache als anerkannter Schauspieler
inzwischen richtig gut. Ob als Kauf-
mann Mäch in Berthold Brechts
Baal am Deutschen Nationaltheater
Weimar oder in der Titelrolle von Ge-
org Büchners Woyzeck am Central-
theater Leipzig, um nur zwei seiner
bisherigen Rollen zu erwähnen.
Inzwischen ist Hartwig mit Albert
Ostermaiers Stück „Spiel ohne Ball“
unterwegs, „das für mich die Cham­
pions League ist“, wie er in Hamburg
betonte. Im Januar feierte er damit
bei der Uraufführung in Luxemburg
vor ausverkauftem Haus Premiere
und erhielt für seinen rund 70-minü­
tigen anspruchsvollen Monolog an
der Seite seiner „stummen“ Kollegin
Sylvia Camarda glänzende Kritiken.
Als „Uwe“ spielt er einen hoch ta­
zweimal in die Weltauswahl berufen.
Vor allem aber hat sich der dreima­
lige WM-Teilnehmer bei den WM-
Endrunden 1966 in England und vier
Jahre später in Mexiko als beinharter
Vorstopper und kompromissloser
Ausputzer einen legendären Ruf er-
worben. „World-Cup-Willi“, dieser
Spitzname ist zu seinem Marken­
zeichen geworden.
Noch deutlicher werden jedoch die
Unterschiede sichtbar, blickt man
auf „die Zeit danach“, auf die Jahre
nach der Fußballkarriere. Willi Schulz
avancierte in hanseatisch diszipli-
nierter Manier mit kaufmännischem
Weitblick in seinem Familienunter-
nehmen (Versicherungen und Spiel-
automatengeschäft) zu einem unge-
mein erfolgreichen Geschäftsmann.
Jimmy Hartwig geriet dagegen be-
ruflich und gesundheitlich erst ein-
mal völlig aus der Spur. „Er war ganz
unten: Drogen, Pleite, dreimal Krebs“,
schrieb die Bild Zeitung in einer Serie.
1978 und 1984 mit dem HSV dreimal
Deutscher Meister und Europacup-
Sieger 1983 geworden war.
1965 war Schulz als eingefleischter
Westfale von Schalke 04 zum HSV
gekommen und in der Hansestadt in
48 Jahren bis heute zu einem leiden-
schaftlichen Hamburger geworden.
„Uwe hat mich damals bei einem
Lehrgang der Nationalmannschaft
angesprochen und gefragt, ob ich mir
einen Wechsel um HSV vorstellen
könnte. So habe ich hier mein Glück
gefunden“, erzählte er.
So unterschiedlich sich die nackte
Erfolgsliste der beiden mit dem
HSV liest, so deutlich unterscheidet
sich ihre Nationalspieler-Karriere.
Während Jimmy Hartwig es gerade
mal auf zwei A-Länderspiele brachte,
kann Willi Schulz auf 66 Länderspiele
verweisen, bei denen er 20-mal als
Kapitän die Nationalmannschaft
angeführt hatte. Zudem wurde er
VON DER FUSSBALL-
AUF DIE THEATERBÜHNE:
WILLIAM „JIMMY“ HARTWIG
IN „SPIEL OHNE BALL“.
ZUSAMMEN 138 LÄNDERSPIELE,
VIZE-WELTMEISTER 1966 UND
WM-DRITTE 1970: WILLI SCHULZ
UND UWE SEELER.
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