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AKTUELL IM BLICKPUNKT
FUSSBALL-WM IN BRASILIEN
Nur einmal, 1974, erreichte die DDR-Auswahl die Endrunde einer Fußball-Weltmeisterschaft.
Ansonsten schied sie in der Qualifikation aus, häufig knapp und fast immer gegen erstklassige
Mannschaften, oft auch von Applaus begleitet. Jürgen Nöldner war als Halbstürmer und
Regisseur bei den Qualifikationen für 1966 in England und für 1970 in Mexiko dabei
und begleitete danach als Journalist, zuletzt als Chefredakteur der DDR-Fachzeitschrift
„Neue Fußballwoche“, die Spiele der DDR-Mannschaft.
Die DDR-Auswahl in der WM-Qualifikation:
„1989 kam der Mauerfall ein paar Tage zu früh“
Im Oktober 1965 fiel vor 80.000
Zuschauern in Budapest die Ent-
scheidung zwischen dem Favoriten
Ungarn und der DDR. Nach zwei
Toren von Peter Ducke zum 2:2-Aus-
gleich war die deutsche Elf unter
dem ungarischen Trainer Karoly Soos
drauf und dran, den Sprung nach
England zu schaffen, ehe ein dritter
ungarischer Treffer kurz vor Schluss
die Träume zerstörte. Anerkennung
und Applaus spiegelten sich 14 Tage
später wider, als 90.000 Zuschauer
in Leipzig zum nunmehr bedeutungs-
losen Spiel gegen Österreich kamen
und bei Jürgen Nöldners Sieg-
treffer zum1:0 in der erstenMinute das
schnellste DDR-Länderspieltor sahen.
Die Auswahl jener 60er-Jahre, die
1969 zudem im entscheidenden Spiel
an Italien, dem kommenden Vize-
weltmeister von 1970, gescheitert
war, galt als spielstärkste Mann-
schaft in der Länderspiel-Geschichte
der DDR. So wurden 1989 mit Klaus
Urbanczyk, Manfred Kaiser, Günter
Schröter, Dieter Erler, Jürgen Nöld-
ner und Peter Ducke gleich sechs
Akteure in das All-Star-Team aus
40 Jahren DDR gewählt.
Auf dem Weg zur WM 1978 in Argen-
tinien scheiterte die DDR ungeschla-
gen an Österreich, ehe die WM-Qua­
lifikation 1986 zur dramatischsten
der DDR-Fußballgeschichte wurde.
Sie begann mit einem miserablen
Start und endete in einer tollen,
letztlich vergeblichen Aufholjagd.
„Der Schock vom Boykott der
Olympischen Spiele 1984 in Los
Angeles saß bei vielen Spielern sehr
tief, nachdem wir uns für dieses
Turnier qualifiziert hatten. Uns ge-
lang es danach nicht, sofort eine
schlagkräftige Mannschaft zu
finden“, erinnert sich der heute
55-jährige René Müller, der jetzt
als Scout für den Bundesligisten
Borussia Mönchengladbach arbeitet.
So ging der Start im Oktober 1984
mit einer 2:3-Niederlage in Leipzig
gegen Jugoslawien daneben. Im
Dezember folgte ein 0:2 in Paris ge-
gen Europameister Frankreich. „Da
haben wir eigentlich ein tolles Spiel
geliefert, waren einem Remis sehr
nahe, ehe wir in der Schlussminute
zum 0:2 ausgekontert wurden“,
Zu oft im Aus –
mit Pech und Applaus
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