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Beispiel Uwe Seeler. „Er ist nie
Weltmeister geworden. Und trotz-
dem ist er ist einer der größten
deutschen Fußballer überhaupt“,
sagt er. Kein Irrtum, Miroslav Klose!
Steffen Lüdeke
konnte. Deutschland war nah dran,
Klose war nah dran. Das bessere
Ende hatten dennoch die Brasilianer.
„Uns hat auch das Glück gefehlt“,
sagt Klose. „Aber wir können stolz
sein auf das, was wir bei der WM
2002 erreicht haben.“ Auch für die
Mannschaft galt: raus mit Applaus.
Für ihn war die WM der Beginn einer
Weltkarriere. Heute ist Klose mit
Gerd Müller deutscher Rekordtor­
jäger (68 Treffer). Und bei der WM in
Brasilien kann er mit bislang 14 Toren
den Brasilianer Ronaldo (15) als er-
folgreichsten Torjäger der WM-Ge-
schichte ablösen. Keine schlechte
Bilanz, zumal für einen Stürmer,
dem fehlender Egoismus nachgesagt
wird. Klose wählt immer die Option,
die die Wahrscheinlichkeit des Tor­
erfolgs am meisten erhöht, nicht die,
die seinen Torerfolg am wahrschein-
lichsten werden lässt. „Alleine kann
kein Spieler Spiele gewinnen, im Mit-
telpunkt muss immer die Mannschaft
stehen“, sagt er.
Natürlich will Klose Weltmeister
werden, natürlich will er Ronaldo ein-
und überholen. Karrieren messen
sich für ihn aber nicht nur an Titeln
und Toren. Große Spieler müssen
nicht große Turniere gewonnen ha-
ben. „Diese Gleichung ist einfach
falsch“, sagt Klose. Und nennt als
Testspielen gegen Israel (7:1) und
Österreich (6:2) hatte er auch gegen
Saudi-Arabien drei Tore erzielt.
„Natürlich erinnere ich mich gerne
daran“, sagt er. Weniger gern erinnert
er sich an das, was danach kam:
Übelkeit, Magenkrämpfe. „Ich weiß
noch, wie schlecht mir auf der Rück-
fahrt vom Spiel im Bus war“, sagt er.
„Ich hatte Bauchschmerzen, das war
Wahnsinn. Die ganze Nacht habe ich
kaum geschlafen. Die Anspannung,
die Nerven, damals konnte ich das
alles noch nicht gut verarbeiten.“
Abseits dieser persönlichen Malaise
sieht Klose in dem Schützenfest
gegen Saudi-Arabien einen Grund für
den positiven Turnierverlauf. Das 8:0
hat der Mannschaft Selbstvertrauen
gegeben und den Druck vor dem
zweiten Spiel gegen Irland genom-
men. „Mit einem Sieg ins Turnier zu
starten, ist immer hilfreich“, sagt
Klose. „Und auch mir hat es gutgetan,
gleich im ersten Spiel ins Tor getrof-
fen zu haben.“ Mal abgesehen von der
Übelkeit, die sich anschließen sollte.
Im weiteren Verlauf der WM erzielte
Klose noch zwei weitere Treffer, er
traf gegen Irland, er traf gegen
Kamerun. Im Finale traf er dann mit
Deutschland auf einen Gegner, der
spielerisch überlegen war, dies aber
nicht in Überlegenheit umsetzen
Miroslav Kloses WM-Tipp:
„Klar ist, dass Brasilien zu den
Favoriten gehört. Überhaupt
erwarte ich die südamerikanischen
Teams weit vorn. Viele Mann-
schaften sind titelfähig, auch wir.“
ABSPRUNG ZU EINER WELTKARRIERE: MIROSLAV KLOSE IM WM-FINALE
DEUTSCHLAND GEGEN BRASILIEN 2002 IN YOKOHAMA.
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