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Ulf Kirsten, später ebenso Auswahl-
spieler in beiden deutschen National-
mannschaften wie Matthias Sammer,
Andreas Thom oder Thomas Doll.
Doch drei Tore von Toni Polster
beendeten den letzten Traum einer
DDR-Nationalmannschaft von einer
weiteren WM-Endrunde nach 1974.
Jürgen Nöldner
und Matthias Liebers) sein Soll. Die
Franzosen ließen aber zu Hause
gegen Jugoslawien nichts mehr
anbrennen. Wieder einmal war die
DDR knapp gescheitert – am späte-
ren WM-Dritten. „In dieser zweiten
Hälfte der Qualifikation und der
darauf folgenden EM-Qualifikation,
als wir nur knapp am späteren Vize­
europameister von 1988, Sowjet­
union, scheiterten, bewiesen wir,
dass wir in der europäischen Spitze
mithalten konnten“, sagt Müller, der
in 46 Länderspielen das Tor der DDR-
Auswahl hütete.
Die dramatischen politischen Er­
eignisse 1989 mit der Öffnung der
Grenzen in Osteuropa nahmen gro-
ßen Einfluss auf das entscheidende
Qualifikationsspiel zur WM 1990 ge-
gen Österreich, als dem DDR-Team
am 15. November in Wien ein Remis
für das Erreichen der Endrunde in
Italien genügt hätte. „Sportlich gese-
hen, kam der Fall der Mauer einige
Tage zu früh“, resümierte danach
Trainer Eduard Geyer. Die Gedanken
der Spieler kreisten, gewollt oder
ungewollt, weniger um das Spiel als
vielmehr um zukünftige lukrative
Verträge. Ein Spielervermittler er-
gatterte als Fotograf getarnt sogar
einen Platz auf der Reservebank.
„Wir hatten eine starke Mannschaft
und hätten eigentlich die Öster­
reicher schlagen müssen“, urteilte
erzählt René Müller. Nach der
0:1-Niederlage gegen Bulgarien im
April 1985 in Sofia durch einen abge-
fälschten Freistoß von Mladenow in
der 87. Minute war eigentlich schon
alles entschieden. Selbst ein so
hartgesottener Nationalspieler wie
Hans-Jürgen Dörner konnte noch in
der Kabine die Tränen nicht unter­
drücken. Sein Traum von einer
WM-Teilnahme war, wie schon 1974
wegen Krankheit, abermals geplatzt.
Danach gab es einen Schnitt im der
DDR-Team, unter anderem bestritt
Libero Dörner mit 34 Jahren sein
100. und letztes Länderspiel gegen
Luxemburg und wurde danach von
René Müller als Kapitän abgelöst.
Und plötzlich stieg die DDR-Auswahl
auf wie Phönix aus der Asche. René
Müller, der in allen acht Spielen der
Qualifikation das Tor hütete und 1986
und 1987 jeweils zum „Fußballer des
Jahres“ in der DDR gewählt wurde,
war dabei der große Rückhalt. Die
Wende kam im September 1985 beim
2:0-Sieg (Tore von Rainer Ernst und
Ronald Kreer) gegen Frankreich in
Leipzig. Und mit dem 2:1-Sieg in
Belgrad nach zwei Toren von Andreas
Thom und einem in der Schlussphase
von Müller gehaltenen Elfmeter
kehrte die Hoffnung zurück.
Am Schlusstag erfüllte das DDR-
Team mit dem 2:1-Heimsieg gegen
Bulgarien (Tore von Uwe Zötzsche
René Müllers WM-Tipp:
„Weltmeister wird Deutschland
oder ein südamerikanisches
Team. Löws Mannschaft erreicht
zumindest das Finale.“
DEN EUROPAMEISTER BESIEGT, DENNOCH IN DER WM-QUALIFIKATION FÜR 1986 KNAPP GESCHEITERT:
RALF MINGE BEJUBELT EINEN TREFFER BEIM 2:0 GEGEN FRANKREICH IM SEPTEMBER 1985.
1...,29,30,31,32,33,34,35,36,37,38 40,41,42,43,44,45,46,47,48,49,...52