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ERFOLGSSTORY
DEUTSCHLANDS NATIONALTORHÜTER
erst parierte er in der Vorrunde, auf
einem schmalen Grat zwischen Aus
und Weiter, einen Strafstoß des Ita­
lieners Zola, und im Halbfinale zer-
störte er beim Elfmeterschießen in
Wembley die Träume der Engländer.
Letztere hatten zuvor schon unter
Bodo Illgner gelitten, im Shootout
des WM-Halbfinales 1990 sorgte der
Kölner dafür, dass der Komödiant
Matze Knop heute lästern darf: „Es
ist einfacher, einem Schwein beizu-
bringen, Helikopter zu fliegen, als
einem Engländer zu zeigen, wie man
ein Elfmeterschießen gewinnt.“
Die Argentinier können an der Stelle
auch nicht lachen, schließlich ist es
ihnen nicht besser ergangen – ihr
Peiniger bei der WM 2006 hieß Jens
Lehmann mit seinem legendären
Spickzettel. Dieses zerknitterte Blatt
beim Elfmeterschießen. Keiner ver-
gisst dieses finale Bild: Toni, der Tri-
umphator, hoher Arm, geballte Faust.
In jener spanischen Nacht begann
eine neue Ära – die der deutschen
Elfmetertöter. Letzten Sommer, bei
der WM in Brasilien, kam es darüber
zum Dialog. Ein ausländischer Re­
porter fragte in der DFB-Pressekon-
ferenz den Torwarttrainer Andreas
Köpke: „Deutschland hat alle seine
vier WM-Elfmeterschießen gewon-
nen und von 18 Strafstößen 17 ver-
wandelt. Woher kommt das?“ Köpke
antwortete: „Wir sind mental stark.
Und wir haben immer einen starken
Torhüter auf der Linie.“
Er sprach da auch von sich. Bei Köpke
war es die EM 1996, als er auf dem
Weg zum Titel zur Hochform auflief –
1974. Johan Cruyff und die Holländer
wachen noch heute mitten in der
Nacht auf, mit diesem Schreckens-
schrei auf den Lippen: „Maier!“
Ein Autounfall hat seine große Kar­
riere beendet, aber die Lücke im
deutschen Tor hat dann wieder ein
Toni abgedichtet. Schumacher hieß
er diesmal, und der Kölner stand sei-
nen Mann auf dem Weg zum EM-Titel
1980 und als zweimaliger Vizewelt-
meister 1982 und 1986 – seinet­
wegen schrecken noch heute Michael
Platini und dessen Franzosen nachts
schweißgebadet auf und rufen
„Sevilla!“ Zu ihrem Albtraum wurde
Schumacher in jener epischen Fuß-
ballschlacht, erst fügte er ihnen im
Luftduell mit Patrick Battiston herbe
Schmerzen zu („Ich zahl ihm die Ja-
cket-Kronen“) – aber dann vor allem
„PANTHERSPRUNG“:
SEPP MAIER
KLÄRT IM WM-FINALE 1974 GEGEN
DEN NIEDERLÄNDER JOHNNY REP.
1...,6,7,8,9,10,11,12,13,14,15 17,18,19,20,21,22,23,24,25,26,...44
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