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HINTERGRUNDREPORT
DEUTSCHE TRAINER IM AUSLAND
Seit Jahrzehnten arbeiten deutsche Fußballlehrer als selbstlose Entwicklungshelfer und effek-
tive Ausbilder in aller Welt. Nach erfolgreichen WM- und EM-Turnieren verstärkt sich darüber
hinaus im Ausland die Nachfrage nach ehemaligen deutschen Nationalspielern als namhafte
Trainer. Und so mancher nutzt diese Chance, um sich als Erfolgsbringer auf der Weltbühne ins
Gespräch zu bringen. Wie nach demdeutschenWM-Triumph 2014 zumBeispiel Ulli Stielike, der auf
Anhieb Südkorea bei der jüngsten Asien-Meisterschaft auf den viel beachteten zweiten Platz führte.
Wie WM- und EM-Erfolge die Tore zum Ausland für deutsche Trainer zusätzlich öffnen
Warum in der Nähe bleiben, wenn das
Gute liegt so fern? Ulli Stielike hat in
seinem Leben als Profi und Trainer
mit Weitblick gearbeitet und das
Abenteuer nicht gescheut. „Das
Ausland hat mich immer gereizt“,
sagte der Europameister von 1980
und Weltmeisterschaftszweite von
1982 einmal, „ich bin ja schon als
Spieler mit 22 Jahren zu Real Madrid
gegangen und war dort acht Jahre.“
Dass der 42-malige Nationalspieler
später auch acht Jahre für den Deut-
schen Fußball-Bund (DFB) als Assis-
tent des Teamchefs Erich Ribbeck
und Juniorenauswahltrainer tätig
war, blieb viel weniger in Erinnerung
als seine goldene Zeit beim bekann-
testen Fußballklub der Welt.
Seitdem gilt der 60 Jahre alte badi-
sche Präzisionsarbeiter vielen Beob-
achtern eher als Auslandsdeutscher,
auch weil Stielike nach seinen frühen
Erfolgsjahren im Trikot der Mönchen-
gladbacher „Fohlen“-Meisterelf nur
einmal kurz in seinem Heimatland als
Vereinstrainer anheuerte: beim da-
maligen Zweitligaklub SV Waldhof
Mannheim in der Spielzeit 1994/95.
Von sich reden gemacht als Fußball-
lehrer hat Stielike „jenseits von
Deutschland“: als Nationaltrainer der
Schweiz (1989 bis 1991), der Elfen-
beinküste (2006 bis 2008) und vor
allem zuletzt als Chefcoach des
südkoreanischen Teams bei der
Asienmeisterschaft in Australien, wo
er sein Team auf Platz zwei führte
und damit seinen größten Erfolg als
Fußballlehrer feierte. Stielike erfüllte
damit die großen Erwartungen des
südkoreanischen Verbands an des-
sen deutschen Trainer, der im Sep-
tember 2014 einen Vertrag bis zum
30. Juni 2018 unterschrieb.
Dass der knorrige Deutsche nach
ein paar Jahren als Vereinstrainer in
Qatar noch einmal auf die große
Weltbühne zurückkehren würde,
hatte gewiss auch mit dem deut-
schen WM-Triumph in Brasilien im
vorigen Jahr zu tun. Daraus macht
Stielike keinen Hehl: „Ich glaube,
dass man gewisse Hoffnungen in
einen deutschen Trainer setzt, wenn
„Wunderbare
Botschafter“ jenseits
von Deutschland
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