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AUF DEM WEG ZUR EURO 2016
DER FUSSBALL IM WANDEL DER ZEIT
Vorbei sind die alten Zeiten mit den alten Sitten, Bräuchen und Regeln. Überhaupt war früher
rund um den Fußball alles ganz anders, vom Fernsehen bis zu den Prämien – und der­
Münzwurf ersetzte bei einem EM-Turnier noch das Elfmeterschießen. Ein nostalgischer Blick
zurück, ehe mit der EM 2016 in Frankreich (mal wieder) ein neues Fußball-Zeitalter beginnt.
Voller Rasanz hat sich seit der ersten EM 1960 die Welt des Fußballs verändert
Es dauert noch fast ein Jahr bis zur
Fußball-EM in Frankreich. Aber auch
diese Endrunde wirft ihre Schatten
schon voraus; in Form rätselhafter
Meldungen, wonach unfassbare Din-
ge geschehen. Beispielsweise mel-
den die Haftpflichtversicherungen,
dass immer mehr Hausfrauen beim
Morgenputz mit dem Besenstiel aus
Versehen den Bildschirm einschla-
gen. Oder sie rutschen auf einer
Teppichfalte aus und stürzen kopfüber
in ihr TV-Gerät, das prompt klirrend
zerspringt. So ist das vor jedem gro-
ßen Fußballturnier: Die Schadens-
meldungen verdoppeln sich, und die
Betrugsquote steigt auf 70 Prozent.
Das Motiv ist stets dasselbe, im
Verhör gestehen die Gesetzesbre-
cher ihre Gier nach einem immer
größeren und perfekteren Fernsehbild.
Wir reden über die sich verändernden
Rahmenbedingungen beim Fußball
im Wandel der Zeit. Die Fortschritte
sind ungeheuer. Bei der EM 1992
telefonierte Wolfgang Niersbach als
damaliger Pressechef noch mit der
Urvariante des Handys: „Es war eines
dieser Funksprechgeräte wie bei
der Bundeswehr“, erinnert sich der
heutige DFB-Präsident, „es lag mir
schwer wie ein Brikett in der Tasche,
und die Hose hat es mir bis zum Knie
runtergezogen.“ Heute muss er auf-
passen, dass ihm sein Smartphone
nicht wie ein Schmetterling aus der
Hemdtasche fliegt.
So rasant hat sich auch der Fußball
verändert. Die EM zum Beispiel fing
1960 mickrig an, mit vier Mann­
schaften und ohne uns („Zeitver-
schwendung“, fand Bundestrainer
Sepp Herberger). Heute aber ist sie
die drittgrößte Sportveranstaltung
der Welt. Die Endrunde 2016 muss
wegen wachsender Faszination auf-
gestockt werden auf 24 Teams, und
2020 wird aus Platzgründen quer
durch ganz Europa gespielt.
„Der Ball ist rund und ein Spiel dauert
90 Minuten“, hat Herberger seinerzeit
gesagt – aber längst dauert jedes
Spiel länger, und der Ball ist zwar in
der Tat noch rund, aber inzwischen
(man frage die Torhüter) ein „Scheiß-
Flatterball“ und nicht mehr diese alte
Schweinsblase unter handgenähten
Rindslederecken, die sich bei Regen
so vollsaugten, dass der Ball schwer
wurde wie eine Bowlingkugel und die
Spieler sich beim Kopfball bleibende
Spätschäden zuzogen.
Regen, das war der Albtraum. Beim
Wunder von Bern, behaupten die
„adidas“-Gutachter, „waren zwei
Faktoren besonders ausschlagge-
Gleiche Höhe ist
KEIN Abseits
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