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zutage dermaßen dicht, dass kein
Journalist auf die Idee kommt, es so
zu machen wie Joseph Pavlos. Das
war jener englische Fan, der bei der
WM 2010 in Südafrika plötzlich vor
Stürmer Joe Cole stand, als dieser
nackt aus der Dusche kam. Es wäre
ungefähr dasselbe, wenn Manuel
Neuer im DFB-Camp morgens zum
Zähneputzen ins Bad geht und auf
seiner Klobrille sitzt ein Journalist
und sagt: „Entschuldige, Manu, aber
ich muss nur mal schnell – und dann
hätte ich noch eine Frage.“
Der letzte deutsche Torwart-Welt-
meister, dem das hätte passieren
können, war Sepp Maier 1978 in
Ascochinga. Diese Zeiten sind lange
vorbei.
Oskar Beck
Galindo“ in Queretaro war. „Sollen
wir ihn mitnehmen?“, fragte All­
göwer. „Nein, Paul ist gut zu Fuß“,
winkte Förster ab. Man muss dazu
wissen: Exweltmeister Breitner
war inzwischen „Bild“-Kolumnist –
und Försters schärfster Kritiker.
Jedenfalls waren Medien und Fuß-
baller zu diesem Zeitpunkt nicht
mehr leicht unter einen Hut zu krie-
gen, letztmals wohnten sie in Mexiko
unter einem Dach – also, salopp
gesagt, fortan getrennt von Tisch
und Bett.
Wie letzten Sommer im brasiliani-
schen DFB-Fischerdorf Santo André.
Nur im Kontaktbereich des deut-
schen Medienzentrums kam es zur
kurzen, täglichen Berührung mit den
Spielern. Die Abschottung ist heut­
Taxi gesprungen, zurück ins Hotel
Columbia Palace, und was passiert?
Fünf Stunden sitze ich auf der Bett-
kante und kriege keine Verbindung.
Ich hätte das Hotel kurz und klein
schlagen können.“
Der technische Fortschritt war zu der
Zeit weitaus geringer als dasmensch-
liche Miteinander. Aber auch das hat
dann nachgelassen, obwohl es gut-
gemeinte Versuche gab, die familiäre
Harmonie zu retten. Beispielsweise
habe ich bei der mexikanischen
WM 1986 Karlheinz Förster und
Karl Allgöwer meinen klapprigen VW
überlassen, mit dem sie dann zum
Golfen fuhren. Dabei sind sie einmal
dem Fußgänger Paul Breitner begeg-
net, als der schnaufend auf dem
Heimweg ins DFB-Quartier „Mansion
KONTRASTPROGRAMM IN DER HEUTIGEN ZEIT: BUNDESTRAINER JOACHIM LÖW UND
PRESSESPRECHER JENS GRITTNER WÄHREND EINER PRESSEKONFERENZ.
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