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VOR 40 JAHREN
WAS MACHT EIGENTLICH WOLFGANG „PAULE“ SEGUIN?
Wolfgang Seguin kommt vom Fußball nicht los. Manfred Zapf, Kapitän des Magdeburger
Europapokalsieger-Teams von 1974 und heute Mit-Manager der Oldie-Mannschaft früherer
DDR-Auswahl- und Oberligaspieler, sagt am Spielfeldrand: „Paule läuft und läuft noch immer
und will sich einfach nicht auswechseln lassen.“ Der 69-Jährige, den schon als Kind alle
„Paule“ riefen, meint dazu lächelnd: „Das stimmt. Ich laufe zwar keinem mehr davon, aber
spiele noch immer den tödlichen Pass.“
Vor 40 Jahren Torschütze bei Magdeburgs Europapokal-Triumph –
heute Chef von 400 Glas- und Gebäudereinigern
Wolfgang Seguin ist noch immer ein
Dauerbrenner. So wie er es beim
1. FC Magdeburg war. 396 Oberliga-
spiele bestritt er für die Elbestädter,
das ist Vereinsrekord, allein zwi-
schen 1971 und 1979 war er ohne
Unterbrechung in 219 Meister-
schafsspielen dabei. Ungewöhnlich
für einen Feldspieler. „Dann hat
die Einführung der Gelben Karten
die Serie beendet“, erinnert sich der
defensive Mittelfeldspieler.
Mit Magdeburg gewann er drei Meis-
tertitel und wurde fünfmal Pokal
sieger. 1974 glückte der im Fußball-
sport der DDR einmalige Triumph mit
dem Sieg im Europapokal der Cupsie-
ger in Rotterdam gegen den haus
hohen Favoriten AC Mailand (2:0) mit
den Stars Gianni Rivera und Karl-
Heinz Schnellinger.
Im Februar 1964 debütierte Seguin
als Rechtsaußen in der Oberliga,
später fand er im Mittelfeld seine
Position. „Ich war kein großartiger
Techniker, ich war ein großer Kämp-
fer“, beschreibt er sich selbst. Aber er
war auch ein Spieler mit strate
gischen Fähigkeiten und verlor
nie seinen Torriecher, wofür seine
44 Oberliga-Tore stehen.
Das Tor aller seiner Tore war zweifel-
los der zweite Treffer im Finale gegen
Mailand, nachdem das Team von
AC-Trainer Giovanni Trapattoni durch
ein Eigentor von Lanzi schon 0:1 in
Rückstand geraten war. „Von da an
wussten wir endgültig, dass wir ge-
winnen werden“, so Seguin. Meister-
trainer Heinz Krügel war der große
Motivator. Nur 5.000 Zuschauer
sahen bei Schmuddelwetter den
Magdeburger Sieg. Die Niederländer
interessierten sich nicht für das Spiel,
die Tifosi blieben daheim, weil für sie
der Erfolg ohnehin feststand und aus
der DDR waren nur 320 Auserwählte
und fünf Schiffsbesatzungen dabei.
5.000 DDR-Mark gab es für diesen
Triumph und 75 Gulden Tagegeld. „Es
war aber ein einmaliges Erlebnis und
ist bis heute unvergessen“, ist Seguin
noch immer glücklich. Tausende
empfingen den Sieger nach der Rück-
kehr vor dem Magdeburger Rathaus.
Jürgen Pommerenke, Jürgen Spar-
wasser, Martin Hoffmann und Wolf-
gang Seguin war jedoch diese Feier
nicht vergönnt, sie mussten sofort
von Rotterdam nach Schweden ins
Trainingslager der DDR-National-
mannschaft zur Vorbereitung auf die
WM 1974. „Der einzige Wermuts
tropfen“, so Seguin. Er gab sein Debüt
Klarer Kopf und „immer
eine glänzende Idee“