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AKTUELL IM BLICKPUNKT
DIE „DRITTE HALBZEIT“
Ein Leben mit dem Fußball oder für den Fußball? Warum nicht! Ein Leben vom Fußball?
Dieses Privileg genießen nur wenige. Die meisten, die es in diesem Spiel der Spiele zum Profi, gar
zum Nationalspieler gebracht haben, waren und sind gut beraten, sich über das Leben danach,
notfalls auch ohne den Fixpunkt Fußball, schon während ihrer Sportlerkarriere Gedanken
zu machen. Nicht nur, weil immer wieder Nachrichten die Runde machen, dass ehemalige
Fußballstars vom Ruhm der frühen Jahre nicht mehr zehren können. Roland Zorn, der lang­
jährige Fußballchef der FAZ, über die Wechselfälle in der so schwierigen „dritten Halbzeit“.
Die „dritte Halbzeit“ oder: der steile und steinige Weg aus und nach der Fußballkarriere
Zuletzt geriet mit Andreas Brehme
sogar jener Weltmeister von 1990 in
die Schlagzeilen, welcher der deut-
schen Nationalmannschaft mit sei-
nem Elfmetertor zum 1:0 im Endspiel
gegen Argentinien den dritten ihrer
vier größten Titel bescherte. Es geht
um Schulden in angeblich sechsstel-
liger Höhe, die der in München behei-
matete Hamburger gegenüber einem
Geschäftspartner und Gläubiger habe.
Wie dieser Fall ausgeht, ist offen.
Dass jedoch auch die besten Fußballer
in wirtschaftliche Not geraten kön-
nen, wenn sie nicht für ihr Leben nach
der Karriere vorsorgen oder ihren
Lebensstandard der jeweiligen Wirk-
lichkeit anpassen, ist bekannt. Auch
deshalb berät die Vereinigung der
Vertragsfußballspieler (VdV) die ihr
angehörenden Profis gründlich unter
den Aspekten Bildungsangebote,
Geldanlage und berufliche Perspek­
tiven für die Zeit danach. Ulf Bara-
nowsky, der Geschäftsführer der
Spielergewerkschaft, sagt: „Es ist
wichtig, den Spielern frühzeitig klar
zu machen, dass sie selbst für ihre
Karriere verantwortlich sind und
ihnen später wahrscheinlich keiner
mehr hilft.“
Die statistischen Erhebungen, die die
VdV in diesem Zusammenhang regel-
mäßig vornehmen lässt, beflügeln
nicht in jeder Hinsicht den Opti­
mismus, dass sich die jetzige Profi­
generation, verwöhnt durch das
immer stärker gewachsene Gehalts-
und Prämienniveau in der Bundesliga,
um ihre Zukunft keinerlei Sorgen
machen müsse. Nach der vorerst
letzten VdV-Bildungsstandanalyse
konnten 55 Prozent der befragten
Spieler auf Schulabschlüsse mit
Abitur oder Fachabitur verweisen; ein
weiteres Drittel absolvierte die Real-
schule. Erfreulich war auch, dass
24 Prozent der Spieler eine Berufs-
ausbildung jenseits des Fußballs
abgeschlossen hatten. „Je tiefer die
Liga“, sagt Baranowsky, „desto häu­
figer erwerben Profis eine berufliche
Qualifikation.“ Weshalb, dies liege ob
der geringeren Einnahmen durch den
Fußball auf der Hand.
Baranowsky spricht aber auch von
„einem erschreckenden Wert“, wenn
er darüber redet, „dass sich zwei
Drittel der Profis noch nicht oder
nur gelegentlich mit ihrer beruflichen
Zukunft“ beschäftigt hätten. Erschwe-
rend komme hinzu, „dass 90 Prozent
der Befragten eine Karriere als Trai-
Gute Zeiten.
Schlechte Zeiten.
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