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SERIE
DER „VERBORGENE“ NATIONALSPIELER
zwischen Hoffen und Bangen musste
er sich endgültig eingestehen: Die
große Karriere, sie war beendet –
einmal gekappte Nervenstränge
wachsen nicht mehr zusammen.
Durchkreuzt war der Lebensplan des
Ditmar Jakobs: „Eigentlich wollte ich
nach meiner Zeit als Spieler in die
Jugendarbeit des HSV einsteigen.“
Einen Anschlussvertrag als Nach-
wuchskoordinator seines Vereins
hatte er bereits unterschrieben,
„denn ich wollte mittendrin bleiben
und auf dem Fußballplatz stehen“.
Die Verletzung jedoch machte ihm
einen dicken Strich durch die Rech-
nung, Jakobs musste umdenken.
„Dabei kam mir zu Gute, dass ich nie
so im Rampenlicht gestanden hatte
wie mancher meiner Mannschaftska-
meraden.“ Trotz seines noch fast
wurde seine Wunde versorgt und ge-
näht, danach durfte er nach Hause.
Ende gut, alles gut? „Zunächst war ich
optimistisch“, sagt Jakobs. „Ich war
zwar schon 36, doch ich hatte noch
einen Vertrag über zwei Jahre und
wollte natürlich noch nicht abtreten.“
Nach und nach aber schwante ihm,
dass es nicht mehr weitergehen
würde. Nach einigen Wochen der Re-
habilitation und diversen weiteren
Untersuchungen stellte sich heraus,
dass bei der Rettungsaktion mehrere
Dornfortsätze der Wirbel abgeschla-
gen und wichtige Nerven durchtrennt
worden waren. Nach jedem Training
stellten sich motorische Störungen
ein, permanente Schmerzen hinder-
ten ihn daran, auch nur annähernd an
seine gewohnte Leistung heran
kommen zu können. Nach einem Jahr
20 Minuten nach dem Unfall war
Jakobs befreit und wurde mit dem
Krankenwagen in die Klinik gefahren,
Schiedsrichter Wolfgang Mierswa
pfiff das für rund 25 Minuten unter-
brochene Spiel wieder an. Während
die Zuschauer auf den Rängen ihre
Angst um Publikumsliebling „Jako“
bekämpften, indem sie die Bremer
bei jedem Ballkontakt auspfiffen,
drehten die HSV-Spieler unten auf
dem Rasen gewaltig auf und kamen
zumüberzeugenden 4:0-Sieg. Werder-
Trainer Otto Rehhagel staunte nach
dem Abpfiff: „Nach der Verletzung
hat das Publikum total Partei für sei-
ne Mannschaft ergriffen, und die
Hamburger haben super gekämpft.“
Der HSV kletterte in der Tabelle auf
Rang 12 nach oben. Und der so
schwer Verletzte? Im Krankenhaus
KARRIEREHÖHEPUNKT (TEIL 1): DITMAR JAKOBS GEWINNT
MIT DEM HSV 1983 DEN EUROPAPOKAL DER LANDESMEISTER.