26
SERIE
DER „VERBORGENE“ NATIONALSPIELER
Vor 25 Jahren endete die erfolgreiche Karriere von Ditmar Jakobs
an einem Karabinerhaken im gegnerischen Tor
Einst waren sie bekannt, populär, beliebt und bewundert. Teilweise sogar erfolgreiche WM-
und EM-Teilnehmer. Doch inzwischen sind sie aus dem Rampenlicht verschwunden, haben
sich zurückgezogen aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit, stehen abseits der Schlagzeilen.
Manch einer ist in Vergessenheit geraten, zum Teil sogar einsam geworden. Nationalspieler im
Verborgenen. Im CdN-Magazin wird der eine oder andere in einer neuen Serie aus der Versen-
kung hervorgeholt. Teil 2: Ditmar Jakobs (61), der 1986 Vize-Weltmeister wurde und drei Jahre
später nach einem tragischen Unfall seine Laufbahn beenden musste. Heute arbeitet der Europa-
cup-Sieger von 1983 als erfolgreicher Versicherungsmakler und spielt in seiner Freizeit Golf.
Diesen Ball musste er unbedingt
noch erreichen. Ihn zur Seite schla-
gen, bevor er die Torlinie über
schreitet. Und genau dies hat Ditmar
Jakobs auch geschafft. Doch um
welchen Preis!
20. September 1989, ein Mittwoch-
abend im Herbst vor genau 25 Jah-
ren. Das traditionelle Nordderby
steht auf dem Programm dieses
10. Bundesligaspieltags, das Derby
zwischen dem HSV und Werder
Bremen im Volksparkstadion. Nur ein
Punkt trennt die Hamburger auf Rele-
gationsplatz 16 vom Tabellenletzten
Karlsruher SC, zwei Punkte liegen
sie hinter Werder. Der sportliche
Fehlstart der beiden großen Rivalen,
mehr aber noch das ungemütliche
Wetter, die kräftigen Windböen, die
durch die marode Betonschüssel
peitschen, sorgen dafür, dass sich
nur 14.000 fröstelnde Zuschauer im
weiten Rund verlieren.
0:0 heißt es nach einer knappen
Viertelstunde, als der HSV einen
Angriff aufbaut, der jedoch auf Höhe
der Mittellinie abgefangen wird. Die
Bremer schalten schnell um, nach
einem Doppelpass mit Marco Bode
landet der Ball wieder bei Stürmer
Wynton Rufer kurz vor dem Ham
burger Strafraum. Der erste Neusee-
länder in der Geschichte der Bundes-
liga dringt in den Sechzehner ein und
lupft das Leder über den heraus
stürzenden HSV-Torhüter Richard
Golz Richtung Tor. „Ich war nun der
einzige Hamburger in Ballnähe und
sprintete zum Tor“, erinnert sich
Jakobs. „Mein einziges Ziel war es,
den Ball von der Linie zu schlagen,
dementsprechend war mein Blick nur
darauf gerichtet.“
36 Jahre hatte der 1953 in Ober
hausen geborene Profi damals auf
dem Buckel, in besagtem Nordderby
lief er zum 493. Mal in einem Bundes-
ligaspiel auf. 493 – eine wahrlich
stolze Zahl. Nach acht durchwach
senen Jahren bei Rot-Weiß Ober
hausen, Tennis Borussia Berlin und
dem MSV Duisburg hatte sich der
vielseitige, kopfballstarke Abwehr-
spieler von 1979 an in Hamburg zum
Titelhamster entwickelt: 1982 und
1983 gewann er mit den Hanseaten
die Deutscher Meisterschaft, 1983
durch einen 1:0-Sieg gegen Juventus
Der Fluch
der guten Tat