CdN Newsletter 19 - page 21

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Heute ist es schwer, ein National-
spieler zu sein.
Interview: Wolfgang Tobien/Gereon Tönnihsen
gener Wirtschaftszweig geworden,
der gar nicht mehr wegzudenken ist.
Außerdem ist er schneller geworden,
dynamischer. Die Spieler sind Profis,
trainieren jeden Tag, hegen und pflegen
ihren Körper. Unterstützt von einer
Schar an Betreuern. Ich glaube aber
nicht, dass wir schlechter Fußball ge-
spielt haben als die heutigen Spieler.
CDN-MAGAZIN:
Sind Sie also 40
Jahre zu früh geboren?
SCHÄFER:
Ach, was. Ich hatte eine
schöne Jugend, war erfolgreich als
Spieler. Was ich bewundere, ist aber,
wie viel die Fußballer heute in jungen
Jahren schon reisen, sie kommen in
der ganzen Welt herum. Ich bin da-
mals in Köln von Zollstock nicht mal
nach Lindenthal gekommen. Das war
schon Ausland für uns. Dennoch war
es eine wunderschöne Zeit. Mit herr-
licher Ruhe rund um die Mannschaft.
Ohne ein Heer an Beratern und
Betreuern und ohne diese heutige
Masse an Presseleuten.
ECKEL :
Der Medienrummel ist
in der Tat immer größer gewor-
den. Ich bin froh, dass ich zu jener
Zeit Fußball gespielt habe. Wir
waren als Fußballer glücklicher.
SCHÄFER:
… wo der „Boss“ den Ball
einfach perfekt versenkte. Besser
ging es nicht. Eine wichtigere Flanke
habe ich in meiner Karriere bestimmt
nicht geschlagen. Ich habe wichtige
Tore geschossen, aber so eine Flan-
ke, nein, eine wichtigere gab es nicht.
ECKEL:
Wenn man aus einer aus-
sichtslosen Situation wieder ran-
kommt, dann hat man das bessere
Gefühl als die anderen, man ist in
der günstigeren Situation. Da läuft
dann jeder noch mal ein Stück mehr.
CDN-MAGAZIN:
Als Deutschland
1974 und 1990 zum zweiten und
dritten Mal Weltmeister wurde,
waren Ihre Spielerkarrieren längst
schon beendet. Haben Sie damals
schon gestaunt, welche Dimensionen
der Fußball angenommen hat?
ECKEL:
Vor allem ging es da ja
schon um ein paar Mark. 1990 mehr
noch als 1974. Wenn es ums Geld
geht, dann hat Kameradschaft nicht
mehr diesen hohen Wert wie noch
bei uns. Geld sorgt nun mal für eine
gewisse Distanz.
SCHÄFER:
Der Fußball ist in den
vergangenen Jahrzehnten ein ei­
LEHRGANG IN DER SPORTSCHULE GRÜNWALD: BUNDESTRAINER HERBERGER
MIT SEINEN SCHÜTZLINGEN HELMUT RAHN, HANS SCHÄFER UND HORST ECKEL (VON LINKS).
Horst Eckels WM-Tipp:
„Brasilien hat seine Klasse im
Confed-Cup demonstriert und
kann sich zu Recht beste Chancen
ausrechnen. Unsere Mannschaft
ist so stark, dass ich auch sie
zu den Topfavoriten rechne.“
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