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Siegespodest zu stehen.“ Ihm selbst
war dies 1958, 1962, 1966 und 1970
nie vergönnt gewesen.
Wolfgang Tobien
hätten uns im Endspiel gegen die
überragenden Brasilianer um Pelé,
Gerson, Carlos Alberto und Rivelino
jedenfalls besser aus der Affäre
gezogen als die Italiener bei ihrer
1:4-Niederlage.“
Mit dem WM-Abpfiff im siegreichen
Spiel um Platz drei gegen Uruguay
endete 1970 die internationale Kar­
riere eines Unverwüstlichen. Es gab
noch das Abschiedsspiel in Nürnberg
gegen Ungarn, mit dem Uwe Seeler
bei seinem 72. Länderspiel zum
deutschen Rekordnationalspieler
aufstieg. Und als Zugabe ein paar
Wochen später die Wahl zu Deutsch-
lands „Fußballer des Jahres“, die
er nach 1960 und 1964 zum dritten
Mal gewann.
Umso größer ist jetzt die Hoffnung
des 77-Jährigen, dass die diesmalige
WM-Auswahl erreicht, was ihm vier-
mal versagt geblieben war. „Das
Format hierfür hat sie“, sagt er.
Einem seiner zahllosen Nachfolger
unter den Draufgängern im gegne­
rischen Strafraum drückt er dabei
„ganz besonders fest“ die Daumen:
„Hoffentlich schafft es Miro Klose
jetzt in Brasilien, bei seiner vierten
WM erstmals ganz oben auf dem
Am Ende war alle Hingabe vergeb-
lich. „Die hervorragende Zusam­
menarbeit mit Gerd Müller, mit dem
ich in Mexiko auch gemeinsam auf
einem Zimmer gewohnt habe“, eben-
so wie Seelers legendäres Tor mit
dem Hinterkopf im Viertelfinale ge-
gen England, sein 43. und zugleich
letzter Treffer im Nationalteam, so-
wie die zur Historie gewordene
epische Anstrengung in der Ver­
längerung beim „Jahrhundertspiel“,
dem Halbfinale gegen Italien.
Wie vier Jahre zuvor bei der WM
in England mit dem mythischen
Wembley-Tor (Seeler: „Über dieses
Tor, von dem alle wussten, dass es
kein Tor war, lache ich heute. Es
bringt nichts, darüber eine Ewigkeit
nachzudenken“) in London beim
Finale gegen England, hieß es auch
im Azteken-Stadion von Mexiko City
für die deutsche Nationalmannschaft
und für „Uns Uwe“ abermals: raus
mit Applaus!
Im Rückblick meint der damalige
Kapitän: „Jeder, der dieses Halbfinale
verfolgt hat, erinnert sich noch an die
eigenartigen Entscheidungen des
Schiedsrichters, um es auch heute
noch vorsichtig zu formulieren. Wir
Uwe Seelers WM-Tipp:
„Brasilien ist der Topfavorit.
Unserer Mannschaft traue ich
die Endspiel-Teilnahme zu
und hoffe dabei dann auf das
nötige Quäntchen Glück.“
DEUTSCHES STURMDUO BEI DER WELTMEISTERSCHAFT 1970 IN MEXIKO:
UWE SEELER BEJUBELT EINEN TREFFER VON GERD MÜLLER GEGEN BULGARIEN.
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