CdN Newsletter 19 - page 29

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nach Ende unserer beider Karrieren
mir regelmäßig eine Weihnachts­
karte geschickt.“
Den Burruchaga wird Hans-Peter
Briegel nie mehr einholen. Die Grüße
undWeihnachtswünsche vonMaradona
haben ihn dagegen immer erreicht …
Wolfgang Tobien
von Barcelona gekommene „Heils-
bringer“ bei SSC Neapel, einander
im direkten Duell gegenüberstanden.
Der Deutsche schaltete den Argen­
tinier komplett aus, erzielte zudem
noch ein Tor zum Hellas-Sieg, der zur
Basis für Veronas sensationellen
Meisterschaftsgewinn in jener Saison
werden sollte. Vier Jahre lang waren
sie danach in Italien immer wieder
direkte Kontrahenten.
Mit einer speziellen persönlichen
Begegnung ging das WM-Finale 1986
schließlich zu Ende. Im Kontroll-
raum für die Dopingprobe. Briegel:
„Sowohl Diego als auch ich hatten
große Probleme, die Dopingfläsch-
chen mit der nötigen Flüssigkeit zu
füllen. Unser Arzt wollte mir mit ein
paar Flaschen Bier nachhelfen. Ich
habe Maradona sofort eine Pulle
angeboten. Der argentinische Arzt
ging jedoch blitzschnell dazwischen.
Erst als ich zwei, drei Schluck, quasi
als Vorkoster, genommen hatte, griff
auch Diego zu und stürzte drei Fla-
schen in vollen Zügen in sich hinein.“
Es ist dieser Umtrunk mit dem eins­
tigen Superstar des Weltfußballs,
den Hans-Peter Briegel bis heute mit
der WM 1986 verbindet. Und auch
Maradona hat das Duett im Doping­
raum des Aztekenstadions wohl nie
vergessen. Erst kürzlich ließ er
Briegel zum Abschluss eines Inter-
views mit der Sport-Bild ausdrück-
lich grüßen. Und: „Viele Jahre hat er
venös verabreicht worden war,
komplett erbrochen. All dies habe
ich ignoriert, auch den Muskelriss
im Oberschenkel, den ich mir beim
zweiten Gruppenspiel gegen Schott-
land zugezogen hatte. Es hat alles
nichts genutzt“, sagt er im Rückblick
auf sein bestes Spiel bei jener WM.
Briegel oder: raus mit Applaus!
Dass die Medien und die Fachpresse
ihn als besten deutschen Spieler in
diesem Finale bewerteten – ein
schwacher Trost. Weil Burruchaga
auch heute immer noch allein zum
Siegtor davonrennt.
Gleichwohl wird Hans-Peter Briegel
die WM 1986 und sein letztes, das
72. Spiel im Nationaltrikot, in guter
Erinnerung behalten. Weil er erho­
benen Hauptes abtreten konnte. Und
weil er miterlebt hat, wie ein Super-
star so eindrucksvoll wie seitdem
nicht wieder einer WM-Endrunde
seinen Stempel aufgedrückt hatte:
Diego Maradona. „Das war sein Tur-
nier. Mit überragenden, begeistern-
den, unvergesslichen Szenen. Wie
Pelé 1958 oder Fritz Walter 1954,
habe ich mir sagen lassen.“
Maradona und Hans-Peter Briegel –
ihr Weg hatte sich 1984 zum ersten
Mal gekreuzt. Beim Saisonauftakt in
der Serie A in Italien, als Briegel, der
Neuzugang aus Kaiserslautern bei
Hellas Verona, und Maradona, der
Hans-Peter Briegels WM-Tipp:
„Weltmeister wird Deutschland.
Doch gegen Argentinien, meinen
zweiten Topfavoriten, würde es im
Endspiel ganz schwer.“
GEGENEINANDER IM WM-FINALE 1986 UND IN ITALIENS SERIE A:
HANS-PETER BRIEGEL UND ARGENTINIENS SUPERSTAR DIEGO MARADONA.
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