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VOR 50 JAHREN
BRONZEMEDAILLE FÜR DIE DDR-AUSWAHL BEI OLYMPIA
Bei den Olympischen Sommerspielen 1964 in Tokio errangen zum ersten Mal in der Geschichte
deutsche Fußballer eine olympische Medaille. 20 Spieler aus der DDR gewannen Bronze.
Der Autor Jürgen Nöldner führte die DDR-Auswahl bei den innerdeutschen Qualifikations­
spielen gegen die BR Deutschland, wie es im offiziellen Sprachgebrauch der FIFA zu jener Zeit
hieß, im damaligen Karl-Marx-Stadt und in Hannover aufs Feld und war auch beim Olympia-
Turnier in Tokio sowie im Spiel um Platz drei gegen Ägypten dabei.
Mehr Freiheit
dank Bronze­
Was der begeisternde Medaillengewinn 1964
für den Fußball der DDR bedeutete
50 Jahre nach Tokio gab und gibt
es ein doppeltes Wiedersehen der
Bronze-Elf. Ende August hatte der
Deutsche Olympische Sportbund
(DOSB) die deutschen Medaillen­
gewinner der XVIII. Olympischen
Sommerspiele in Tokio und der
IX. Olympischen Winterspiele in
Innsbruck zu einem dreitägigen
Wiedersehenstreffen nach Berlin
eingeladen. Im Rahmen des EM-Qualifikationsspieles gegen Irland
wird der DFB zudem am 14. Oktober
in Gelsenkirchen eine besondere
Ehrung vornehmen. Eingebettet in
das 7. Jahrestreffen des Clubs der
Nationalspieler in der Veltins-Arena.
Die Geburt dieser Erfolgsmannschaft
erfolgte im Sommer 1963 in einem
vierwöchigen Sichtungslehrgang in
Suhl – nicht ohne durch die FIFA ver-
ursachte Geburtswehen. Der Welt-
fußballverband hatte nämlich be-
schlossen, alle Spieler, die an
Weltmeisterschafts-Qualifikations-
spielen teilgenommen hatten, für
Olympia zu sperren. Damit sollte
wohl mehr Gleichheit zwischen den
„Staatsamateuren“ des Ostblocks
und den Amateuren der westlichen
Länder hergestellt werden.
Nach dem dadurch erzwungenen
Aus für die Gebrüder Roland und
Peter Ducke, für Dieter Erler, Günter
Schröter, Manfred Kaiser, Peter
Kalinke, Dieter Krampe, Werner
Heine und andere musste der unga­
rische DDR-Auswahltrainer Karoly
Soos eine neue Mannschaft aufbau-
en. Fast hätte der Autor auch zu den
Gesperrten gehört, denn eigentlich
sollte er am 14. Mai 1961 in der Start­
elf im WM-Qualifikationsspiel gegen
die Niederlande in Leipzig stehen.
Doch zwei Tage vor dem Match­
wurde der Auswahlchef Heinz Krügel
völlig überraschend durch den Un-
garn Karoly Soos ersetzt. Soos
reaktivierte die von Krügel bereits
ausgemusterten Oldies Kaiser und
Schröter und beorderte Jürgen
Nöldner am Vortag in die B-Elf zu
einem Spiel gegen die CSSR. Weise
Voraussicht oder Zufall? Im Olym-
piateam avancierte er jedenfalls auf
dem Feld zum rechten Arm des
Trainers, war ihr erster Kapitän.
Der Weg der neuen Auswahl war er-
folgreich. Die innerdeutsche Quali­
fikation wurde in Karl-Marx-Stadt
vor 50.000 Zuschauern mit einem
3:0-Erfolg (Tore: Heino Kleiminger,
Hermann Stöcker, Jürgen Nöldner)
und in Hannover vor 15.000 Besu-
chern mit einer 1:2-Niederlage (Tor:
Stöcker) gegen die von Helmut Schön
VEHEMENTER ANGRIFFSGEIST:
JÜRGEN NÖLDNER IM SPIEL UM DIE
BRONZEMEDAILLE GEGEN ÄGYPTEN.
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