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SIEGEREHRUNG DES OLYMPISCHEN FUSSBALLTURNIERS 1964: UNGARN GEWINNT GOLD,
DIE CSSR SILBER, DIE DDR-AUSWAHL MIT KAPITÄN KLAUS URBANCZYK (ZWEITER VON RECHTS) BRONZE.
Karoly Soos die immer stärker ge-
wordene Popularität und sorgten,
von der Parteiführung unterstützt
und oft gegen Ewalds Interessen, für
mehr Eigenständigkeit des Fußballs.
Der DDR-Fußball war trotz der groß-
artigen Erfolge in den anderen Sport-
arten der Bevölkerung liebstes Kind.
Im Herbst 1965 wurde dann auch der
Beschluss gefasst, dass die Fußball-
Abteilungen aus den Sportvereinen
herausgelöst und in selbstständige
Fußballklubs umgewandelt wurden.
Die Spieler des Bronze-Teams von
Tokio bildeten, verstärkt durch einige
„Rückkehrer“, danach den Grund-
stock für die WM-Qualifikationen von
1966 und 1970. Für die Endrunde in
England scheiterten sie an den zu
dieser Zeit noch großartigen Ungarn,
und für Mexiko mussten sie knapp
dem späteren Vizeweltmeister
Italien den Vortritt lassen. In die
Geschichte des DDR-Fußballs gingen
sie gleichwohl als die spielerisch
beste Auswahl ein.
Jürgen Nöldner
lebnis, das durch die Medaille ge-
krönt wurde. Die Resonanz in der
Heimat war unbeschreiblich groß. Die
Fußballauswahl der DDR wurde 1964
in der Umfrage der Tageszeitung
„Junge Welt“ zur „Mannschaft des
Jahres“ gewählt, übrigens auch da-
nach in den Jahren 1965 und 1966.
Zudem wurde Klaus Urbanczyk 1964
als „Sportler des Jahres“ gekürt.
Die Folge: Der Fußball rückte deut-
lich sichtbar ins Rampenlicht. Selbst
beim DDR-Sport-Oberen Manfred
Ewald, der eigentlich kein Freund des
runden Leders war. Aber die 20 Fuß-
baller-Plätze in der letzten gesamt-
deutschen Mannschaft hatten maß-
geblich dazu beigetragen, dass die
DDR-Sportler in Überzahl waren und
daher mit Ewald erstmals ein DDR-
Sportfunktionär auf dem prestige-
trächtigen Posten als Chef de Mission
in Tokio agieren durfte.
Darüber hinaus nutzten der durch-
setzungskräftige Generalsekretär
des Fußballverbandes, Kurt Michals
ki, und der ungarische Trainer
nie verloren, und auch die Ungarn
hätten wir dann im Finale packen
können“, ist sich bis heute der Leip
ziger Stopper Manfred Walter sicher.
Der 3:1-Erfolg im kleinen Finale ge-
gen Ägypten (Tore: Frenzel, Vogel,
Stöcker) war dann wenigstens ein
Trostpflaster aus Bronze.
Auch für Kapitän Urbanczyk. Laut
Reglement gab es zwar nur Medaillen
für jene Spieler, die im Spiel um Platz
drei auf dem Platz standen. Trainer
Soos ließ jedoch seine Verbindung
spielen: Die Auszeichnung wurde von
seinem ungarischen Landsmann,
dem IOC-Mitglied Dr. Arpad Csa
nady, vorgenommen … So hoben die
Spieler als ersten Urbanczyk mit
dessen Gipsbein aufs Podest. Peter
Rock, der ihn im Spiel ersetzt hatte,
verzichtete auf die Medaille und bekam
daheim zu Hause eine Nachprägung.
Der Aufwand bei den Vorbereitungen
von mehr als einem Jahr hatte sich
gelohnt. Olympia im japanischen
Tokio war für alle ein großartiges Er-