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Zwischen 1922 und 1926 wurde der
gelernte Kürschner zehnmal in die
deutsche Nationalmannschaft beru-
fen und erzielte fünf Tore. Deutscher
Meister wurde auch er mit der SpVgg
Fürth, 1926 und 1929 beide Male im
Endspiel gegen Hertha BSC mit dem
legendären Hanne Sobeck, der die
Berliner 1930 und 1931 zu deutschen
Meistertiteln schoss.
An die Dramatik des ersten Fürther
Titelgewinns mit den fünf Verlän
gerungen reichten diese beiden
Endspiele der Franken in Frank-
furt am Main und Nürnberg jedoch
nicht heran.
Und das erste „Golden Goal“ im
deutschen Fußball geriet ohnehin
immer mehr in Vergessenheit. Bis ein
gewisser Oliver Bierhoff im EM-Finale
von 1996 in Wembley dem „Golden
Goal“ beim Gewinn des EM-Titels
zu neuer und nunmehr dauerhafter
Berühmtheit verhalf.
Wolfgang Tobien
Ersten Weltkriegs im Sommer 2014
jedoch verhinderte.
Karl Franz war die große tragische
Figur der Fürther Klubgeschichte.
Im August 1914 musste er als
Soldat zum Kriegsdienst an die
Westfront ziehen. Dort wurde er am
2. September im französischen Loth-
ringen schwer verwundet und starb
zwei Tage später. Genau 96 Tage,
nachdem er die Spielvereinigung
Fürth zu deren ersten Meister-
schaftsgewinn geschossen hatte.
Sein Bruder Andreas sorgte Jahre
später dafür, dass der Name der
seinerzeit berühmten Fürther Fuß-
ballfamilie dennoch in den Annalen
der deutschen Nationalmannschaft
verewigt werden konnte. An das
Ausnahmetalent des fünf Jahre
älteren Karl reichte Andreas Franz
zwar nicht ganz heran. Gleichwohl
imponierte er als Stürmer mit starker
Schusskraft, hoher Spielintelligenz
und guter Übersicht gepaart mit
hervorragender Technik.
Minuten so lange verlängert werden
musste, bis ein Tor erzielt wurde.
In der dritten Minute der vierten
zehnminütigen Verlängerung, der
fünften insgesamt, war es soweit:
„Nach erheblich verlängerter Spiel-
zeit – in der Entscheidung wurde es
mit 153 Minuten sogar ein Rekord“,
so die „Neue Sportwoche“, stand der
erste deutsche Meistertitel für die
SpVgg Fürth fest.
„Held des Tages“ war Karl Franz.
Mit 22 Jahren war er einer der he
rausragenden Stürmer Deutschlands
und der beste Torjäger der „Klee
blätter“. Nach 17. Minuten erzielte er
den Führungstreffer zum 1:0, ehe ihm
in der 153. Minute als Matchwinner
der entscheidende Treffer für den
neuen Champion gelang.
Hochtalentiert war Karl Franz in
jener Zeit einer der ganz Großen des
deutschen Fußballs, stand unmittel-
bar vor der Berufung in die National-
mannschaft, was der Ausbruch des
DIE SPVGG FÜRTH IST DEUTSCHER
MEISTER: DIE „NEUE SPORTWOCHE“
VOM 3. JUNI 1914.