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Am 9. Juli 2006 krönte Alessandro del Piero seine großartige Fußballkarriere, als er mit
Italien beim Endspiel in Berlin den WM-Titel gewann. Fünf Wochen später startete Manuel
Friedrich seine Laufbahn als Nationalspieler. Gemeinsam verbringen der 40-jährige Superstar
aus Italien und der 35 Jahre alte gebürtige Bad Kreuznacher jetzt den Abend und Herbst ihrer
Karriere in einem neuen Fußball-Entwicklungsland: Indien. Gemeinsam mit anderen einst
höchst namhaften internationalen Topstars und steinreichen Investoren wollen sie in Indien,
so Harald Kaiser vom kicker, den Fußball salonfähig machen – und am Ganges, wenn alles
klappt, einen Goldrausch auslösen.
Mit viel Geld, internationalen Topstars und Manuel Friedrich soll Indien ein Fußball-Land werden
Alessandro del Piero hat alles erlebt
in seinem Leben als Fußballprofi.
Fast alles. 19 Jahre lang spielte der
1974 in Conegliano in der Provinz
Treviso geborene Angreifer für Ita­
liens Vorzeigeklub Juventus Turin
und konnte als Krönung seines Fuß­
ballerlebens am 9. Juli 2006 nach
dem Endspiel gegen Frankreich den
WM-Pokal in die Berliner Luft recken.
Heute, mehr als acht Jahre später,
spielt del Piero noch immer professi-
onell Fußball. Nicht mehr in Italien,
auch nicht mehr in Australien, wo er
von 2012 bis 2014 für den FC Sydney
stürmte. Nein, seit ein paar Wochen
trägt der mittlerweile 40-Jährige
das Trikot des Delhi Dynamos FC.
Delhi? Ja, der Weltmeister von 2006
lässt seine ungemein erfolgreiche
Karriere in der in diesem Sommer ins
Leben gerufenen, nur acht Mann-
schaften umfassenden Indischen
Super League ISL ausklingen. „Das
ist alles neu für mich“, sagte del Piero
bei seiner Ankunft in Asien. „Ich
werde versuchen mein Bestes zu
geben – für die Dynamos, aber auch
für die Liga und den gesamten Fuß-
ball in diesem Land.“
Nach wie vor führt der Fußball in
Indien, dem siebtgrößten Land der
Erde, ein stiefmütterliches Dasein im
langen Schatten von „König Cricket“.
Noch kein einziges Mal konnte sich
die Nationalmannschaft für ein WM-
Turnier qualifizieren, derzeit befindet
sie sich in der Weltrangliste auf Rang
158, knapp hinter den Malediven und
Guyana, zwei Plätze vor Swasiland.
Spieler aus 31 Nationen haben sich
nun aufgemacht, Entwicklungshilfe zu
leisten – und im Spätherbst ihrer Kar-
riere noch einmal kräftig abzusahnen.
DelPiero,dereinsattessiebenstelliges
Salär einstreicht, ist beileibe nicht der
einzige frühere Weltstar, der dem
Fußball auf dem Subkontinent zum
Aufschwung verhelfen soll. Der Brasi-
lianer Zico, einst „der weiße Pelé“ ge-
nannt, trainiert den eigens für diese
erste ISL-Saison aus dem Boden ge-
stampften FC Goa; neben del Piero
sind auch sein Landsmann Marco
Materazzi (41), die Franzosen David
Trezeguet (37), Nicolas Anelka (35)
und Robert Pires (40), der Schwede
Fredrik Ljungberg (37) oder der Ru­
mäne Adrian Mutu (35) mit am Ball.
Und: ein deutscher Ex-Nationalspieler.
Manuel Friedrich, der zwischen 2003
und 2014 258 Bundesligaspiele für
Werder Bremen, Mainz 05, Bayer
Leverkusen und Borussia Dortmund
bestritt, verteidigt nun bei Mumbai City.
„Ich wollte vor allem noch mal etwas
wirklich Verrücktes machen“, erzählt
der 35-Jährige. „Mich hat vor ein
paar Monaten ein Agent aus Indien
kontaktiert und gefragt, ob die neue
Liga für mich in Frage käme.“
Von Beginn an sei alles „sehr seriös“
abgelaufen.
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