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AKTUELL IM BLICKPUNKT
DEUTSCHES FUSSBALLMUSEUM
Immer mehr aktuelle und ehemalige Nationalspieler stellen dem künftigen Deutschen
Fußballmuseum persönliche Erinnerungsstücke von großem ideellen Wert zur Verfügung.
Und tragen damit in hohem Maß zur Attraktivität dieser Institution in Dortmund bei, wie
Knut Hartwig in seinem Bericht beschreibt.
Beispielhafte Spendenkultur: Nationalspieler stiften
und hinterlassen persönliche Spuren
Der Schnelllebigkeit des Fußball­
alltags zu trotzen ist in etwa so
schwierig wie sich der Erdan­
ziehungskraft zu widersetzen. Wie
schnell man den Boden der Tat­
sachen wieder berührt, mussten in
diesem Herbst auch unsere strah­
lenden Weltmeister erfahren. Wenige
Wochen zuvor noch wegen des vier-
ten Sterns auf das Trikot im siebten
Himmel schwebend, sorgte der
etwas holprige Start in die EM-Qua­
lifikation stimmungsmäßig eher für
graue Tristesse als für rosa Wolken.
Thomas Müller hat diese Hatz zwi-
schen Karrierehighlight und neuer
Herausforderung in einem Interview
einmal so beschrieben: „Es dreht sich
immer weiter, und solange du spielst,
zählt das Erreichte im Grunde nicht.
Zwei Wochen, nachdem wir mit­
Bayern das Triple gewonnen hatten, hat
das schon keinen mehr interessiert.
Ich stecke in einem Kreislauf, der ein
bisschen die Romantik rausnimmt.“
So wird es vielen Spielern ergehen
und bei Müller klingt es nach der
Sehnsucht, Momente festzuhalten,
Erfolge genießen zu können, statt sie
unmittelbar wiederholen zu müssen.
Gleichwohl hinterlässt jedes Ereignis
Spuren, steht für besondere Lebens-
phasen, für Wendepunkte und Ent-
wicklungsschritte. Nicht nur bei
den Spielern, sondern auch bei Zu-
schauern und Fans. Häufig erst in
der Erinnerung, in der Retrospektive.
Glücklicherweise verlangsamt sich
die Schnelllebigkeit, je mehr Jahre
ins Land ziehen. „Weltmeister bleibt
man für immer“ sagte einst Rudi
Völler. Und es entsteht ein Bewusst-
sein dafür, Großartiges miterlebt und
erreicht zu haben. Bisher hatte das
kollektive Fußballgedächtnis keine
Heimat. Das ändert sich, wenn im
kommenden Jahr das Deutsche
Fußballmuseum seine Pforten öffnet.
In dem Haus am Dortmunder Haupt-
bahnhof geht es aber nicht vor­
nehmlich darum, Nostalgie zu be-
schwören. Ebenso wenig erhält das
Museum den Charakter einer Auf­
bewahrungsstätte für Objekte, die
man nicht mehr braucht, im Gegenteil:
„Als Herzstück der Ausstellung las-
sen wir die Exponate sprechen, die
Spuren vergangener Geschehnisse
tragen. Diese Erinnerungsstücke
lösen unterschiedlichste Gefühle und
Bilder bei den Besuchern aus, gleich-
Die Heimat der
großen Momente
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