CdN Newsletter 22 - page 29

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gonnen. Ich tat mich schwer, richtig
Fuß zu fassen bei Klinsmann und
Löw.“ Vergangen und vergessen, auch
den bitteren Augenblick, als er kurz
vor dem Start der Heim-Weltmeister-
schaft aus dem Kader gestrichen wor-
den ist. Das Sommermärchen 2006 in
deutschen Landen fand ohne ihn statt.
Dafür findet er nun alles ganz mär-
chenhaft, was sich ereignet hat, seit
er den Entschluss gefasst hat, sich
zurück zu den Wurzeln aufzumachen.
Fabian Ernst möchte die Stunden in
der Landesliga, die er nun erlebt,
nicht missen. So bald werde er, blickt
er voraus, noch nicht aufhören. Vom
Fußball lassen will er sowieso nicht.
„Erst wenn ich mal 60 bin oder so.“
So ist davon auszugehen, dass Ernst
auch in der nächsten Spielzeit für den
OSV aufläuft. Und es ist zu erwarten,
dass die besagte Schiedsrichterin,
sollte sie ein Spiel der Hannoveraner
pfeifen, ihn dann erkennen wird. Weil
inzwischen sich herumgesprochen
hat, dass da kein Doppelgänger,
sondern das Original erscheint – der
echte Fabian Ernst.
Hans-Günter Klemm
Momenten durch seinen noch immer
gestählten Körper schoss.
Heute dagegen auf irgendwelchen
Bezirkssportanlagen oder Dorfplät-
zen. Fabian Ernst hat den Schritt zu-
rück gemacht, den Schritt zurück zu
seinen Anfängen. Er ist sich nicht zu
schade, seine Laufbahn so ausklin-
gen zu lassen. Eine Laufbahn, die
sich mehr als sehen lassen kann. Als
Höhepunkt bezeichnet er das Double
mit Werder Bremen im Jahr 2004,
obwohl er mit Besiktas Istanbul noch
erfolgreicher war: einmal Meister,
zweimal Pokalsieger. Dass sie ihn
in Istanbul, wo er wahlweise als
„halber Türke“ oder als „deutscher
Panzer“ geführt worden ist, abser-
viert haben auf „die nicht gerade feine
englische Art“, wie er rückblickend
sagt, wurmt ihn noch immer.
In der Bundesliga hat er neben Bre-
men noch für den Hamburger SV und
Schalke 04 gespielt. In der National-
elf auch, eingesetzt in 24 Länder­
spielen, wenngleich er über diesen
Abschnitt des Fußballerlebens sagt:
„Der hat eigentlich nie richtig be­
ter Fußballer in der 6. Liga mitwirkt.
Ein Hammer für die Mitspieler aus
dem Vorortklub in Hannover, aber
auch für alle Gegner. Für den jewei­
ligen Kontrahenten ist das Spiel ge-
gen den Ernst-Klub das Spiel des
Jahres, der Höhepunkt der Saison.
Wochenende für Wochenende ein
Volksfest. Autogramme und Fotos
von Fabian Ernst sind begehrt und
gefragt. Zumindest ein Händeschüt-
teln oder ein Schulterklopfen muss
sein. Wörtlich genommen: Ein Star
zum Anfassen. Die Fans kommen in
Scharen, um Fabian Ernst, den Promi
aus der Bundesliga, hautnah zu be-
staunen und zu erleben.
Gestern rappelvolle und ausverkauf-
te Stadien in Istanbul. „Ein geiles
Gefühl“, nannte Ernst mal die spe­
zielle Fankultur in der Türkei und
besonders in der Metropole mit den
Großklubs Galatasaray, Fenerbahce
und Besiktas. „Eine tolle Stimmung,
die ganze Arena ist eine einzige Fan-
kurve.“ Es hat ihm Spaß gemacht,
dort im Mittelpunkt zu stehen. Dieser
Nervenkitzel bei den Lokalderbys,
das ganze Adrenalin, das in solchen
CONFED-CUP-HALBFINALE 2005 DEUTSCHLAND – BRASILIEN IN NÜRNBERG:
FABIAN ERNST IM DUELL MIT DEM BRASILIANER EMERSON.
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