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SERIE
DER „VERBORGENE“ NATIONALSPIELER
Beginn des Zusammenspiels noch
gezeigte Scheu wich mehr und mehr,
von Spiel zu Spiel. „Er ist ein absolu-
tes Vorbild“, rühmt Biniam Hadrea,
der Kollege aus den Alten Herren, der
nun sein Trainer ist.
Damit meint der Coach vor allem,
aber nicht nur das fußballerische
Leistungsvermögen, was bei dieser
Vorgeschichte völlig normal ist:
Ernst dirigiert, er lenkt das Spiel, er
schießt gefährliche Freistöße und er
weist eine fast fehlerfreie Passquote
auf. Ernst ist natürlich der Spieler,
der den Unterschied ausmacht,
wie es immer so schön im Fußball-
Neudeutsch heißt.
Hadera zielt aber auch auf andere
Talente des Vorzeigeakteurs: seine
soziale Kompetenz, die gelebte Ka-
meradschaft, die Vorbildfunktion für
die jungen Nebenleute. „Fabian hat
eine unfassbare Ausstrahlung. Meine
jungen Spieler können gerade in
dieser Beziehung viel von ihm lernen.“
Es sei schon „ein echter Hammer“,
so Hadera, dass solch ein begnade-
ohne den Blick auf den so wichtigen
Tabellenrang, einfach nur aus Jux
und Tollerei zu spielen, es ist eine
Wohltat für den Spaßfußballer, der
mit blutjungen 17 Jahren bei Han­
nover 96 in der Bundesliga debütiert
und fast zwei Jahrzehnte für Geld
gespielt hat. Jahrelang musste er mit
den Künsten seiner Füße seinen
Lebensunterhalt sichern, nun spielt
er nur aus Spaß an der Freud, reiner
Zeitvertreib und Vergnügen pur. Eine
neue Erfahrung, eine neue Qualität
für einen wie ihn.
„Ein absolutes Vorbild“
lobt sein Trainer
Sehr positiv aufgenommen worden
ist er im Team des OSV, der im oberen
Tabellendrittel platziert ist und den
Aufstieg anstrebt. Anfangs, schildert
Ernst, habe er noch eine „gewisse
Distanz gespürt“. Alle hatten Res-
pekt vor ihm, dem Könner, zeigten
gewisse Berührungsängste vor dem
Star, der einst den DFB-Adler auf der
Brust getragen hat. Doch dies legte
sich schnell. Fabian war rasch an­
erkannt als einer der ihren. Die zu
heiten auf einem Ascheplatz. Ernst
wusste, was ihn erwartete und
worauf er sich einließ. Er stellte sich
darauf ein und fehlte eigentlich nie
bei den Trainingsstunden, wie sein
Trainer lobend erwähnt.
„Man sollte nie vergessen“, kom­
mentierte Ernst selbst seinen un­
gewöhnlichen „Transfer“, „wo man
hergekommen ist.“ Dass er in der
Amateurliga nicht den fein gemähten
und makellosen „grünen Teppich“
erwarten durfte, stand für ihn von
vornherein fest. Kommentar nach
den ersten Gehversuchen auf unge-
wohntem Untergrund: „Als Junge
habe ich oft auf Betonböden gespielt.“
Seinen Schritt bereut er nicht, jetzt,
da er schon einige Monate auf den
Spielfeldern der Landesliga rund um
die niedersächsische Landeshaupt-
stadt verbracht hat – in Alfeld und
Bückeburg, in Pattensen und Sulin-
gen. Es macht ihm Spaß. Für Fabian
Ernst ist es „ein Stück weit befreiend.“
Ohne die Zwänge des Profiseins, ohne
den Druck des Gewinnenmüssens,
DAS „DOUBLE“ 2004 ALS KARRIEREHÖHEPUNKT: FABIAN ERNST (HIER MIT NELSON VALDEZ)
WIRD MIT DEM SV WERDER BREMEN NACH DEM GEWINN DES MEISTERTITELS AUCH DFB-POKALSIEGER.
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