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SERIE SCHLÜSSELSPIELER ( TEIL 5)
ZENTRALES OFFENSI VES MITTELFELD
tippte auf die DFB-Auswahl. Sein
Nachbar versprach fünf Flaschen
Whisky, wenn dies einträfe. Nach der
WM wurde Kreische auf die Dresdner
Geschäftsstelle zitiert, wo die fünf
Whisky-Pullen eingetroffen waren.
Absender: Hans Apel, der damalige
Finanzminister der Bundesrepublik.
Körperlich fast der gleiche Typ war
der gebürtige Neustrelitzer Rainer
Ernst, der schon mit 14 Jahren zu
Dynamo Berlin delegiert wurde. Als
17-Jähriger debütierte er in der Ober
liga, agierte zunächst als Mittel
stürmer, bevor es ihn dann doch ins
Mittelfeld zog. Mit dem BFC Dynamo
wurde er zehnmal DDR-Meister und
nach der Wende 1991 Deutscher
Meister mit dem 1. FC Kaiserlautern.
20 Tore in 56 Länderspielen sprachen
für seine Torgefährlichkeit als offen-
siver Mittelfeldspieler.
Wolfgang Seguin, Jürgen Pomme-
renke und Axel Tyll bildeten über
Jahre das Mittelfeld des 1. FCMagde
burg, dem einzigen Europacup-Gewinner der DDR (1974 2:0 gegen
AC Mailand). Trotz der namhaften
ball. Damit war für den Berliner die
Zeit im Nationalteam mit gerade mal
28 Jahren beendet.
Kreische: Mehr Torjäger
als Spielmacher
Einen ganz anderen Typ des offen
siven Mittelfeldspielers verkörperte
der Dresdner Hans-Jürgen Kreische.
Er gehörte zum „Goldenen Jahrgang“
der ostdeutschen Junioren, als die
DDR-Auswahl 1965 in der Bundes
republik das UEFA-Turnier gewann
und auch Torhüter Jürgen Croy und
Mittelstürmer Jürgen Sparwasser
zum Erfolgs-Team gehörten. Das
Dresdner „Goldköpfchen“ war aber
trotz seiner Position im Mittelfeld
nicht der große Vorbereiter und Diri-
gent, vielmehr entpuppte er sich als
echter Torjäger. Viermal wurde er
Torschützenkönig in der DDR-Oberliga,
in 50 Länderspielen traf er 25-mal.
Kurios war die Whisky-Wette bei der
WM 1974. Auf dem Flug nach
Hamburg zum innerdeutschen Duell
fragte ihn sein Sitznachbar, wer denn
Weltmeister werden würde. Kreische
deutschen Journalisten in Tokio – die
DDR-Elf spielte damals als letzte
gesamtdeutsche Olympia-Mann-
schaft – zu einem Vergleich animier-
te, stand in der Bild-Zeitung, die im
Olympischen Dorf als Lektüre aus-
lag, über den DDR-Spielmacher zu
lesen: „Der Fritz Walter des Ostens“.
Soos beurteilte dies mehr aus unga
rischer Sicht. 1954 bei der WM war er
Co-Trainer der Magyaren. „Nöldner
erinnert mich an Puskas mit seinem
linken Bein, damit kann er alles.“ Kein
Wunder, dass der Ur-Berliner diesen
Vergleich mit Puskas besonders
liebte: „Ein linkes Bein ist besser als
zwei schwache rechte.“
Mit dem WM-Qualifikationsspiel
1969 in Berlin gegen Italien been
dete er seine Laufbahn im DDR-Team,
wobei ein klares Abseitstor von Riva
dem späteren Vize-Weltmeister ein
glückliches Remis bescherte und die
ostdeutschen WM-Chancen der DDR
minimierte. Nöldner und der spätere
Auswahltrainer Buschner fanden nie
zu einem gemeinsamen Nenner und
einer einheitlichen Sprache über Fuß-
ABSCHIED: GÜNTER SCHRÖTER (RECHTS)
BEENDET GEGEN ENGLAND 1963 SEINE
LÄNDERSPIEL-KARRIERE.
ANDREAS THOM 1992 IM DFB-TRIKOT:
DER DDR-AUSWAHLSPIELER
WECHSELTE 1990 IN DIE BUNDESLIGA.