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SERIE SCHLÜSSELSPIELER ( TEIL 5)
ZENTRALES OFFENSI VES MITTELFELD
Der „Capitano“ wurde verabschiedet. Im Rahmen des WM-Qualifikationsspiels gegen Öster-
reich in München sagten am 6. September 2013 auch der DFB und seine Nationalmannschaft
Servus zum langjährigen Kapitän Michael Ballack, der in 98 Länderspielen 42 Tore erzielte,
unter anderem Vizeweltmeister 2002 und Vizeeuropameister 2008 wurde sowie dreimal
Deutschlands „Fußballer des Jahres“ war. Und mit seiner Spielweise und Torgefährlichkeit
markante Spuren im zentralen offensiven Mittelfeld hinterlassen hat.
Kaum einer hat den deutschen Fußball und die Mittelfeld-Zentrale seit 2000 so geprägt
Wer die Leistung von Michael Ballack
würdigen will, auf den stürzen die
Bilder nur so ein. Da ist der gelockte
Jüngling, den Otto Rehhagel 1997
in Kaiserslautern erstmals in die
Bundesliga warf. Der verzweifelte
Blick, als Ballack im Jahr 2000 für
Bayer Leverkusen ein Eigentor im
Spiel in Unterhaching schoss, das die
Werkself die Meisterschaft kostete.
Die wilde Entschlossenheit bei der
Weltmeisterschaft 2002, als Ballack
die deutsche Mannschaft bis ins
Finale führte – wo er wegen einer
Gelben Karte aus dem Halbfinale
nicht spielen durfte.
Sein überzeugendes Auftreten bei
der WM 2006, seine Tränen nach dem
Halbfinal-Aus gegen Italien. Seine
Erfolge mit dem FC Bayern, der
Wechsel zum FC Chelsea, das Elf­
meterschießen im Champions-
League-Finale 2008, Ballack ver-
wandelte und musste mit ansehen,
wie am Ende trotzdem Manchester
United triumphierte.
Es ist leicht, Michael Ballack zu
würdigen. Denn kaum jemand hat
den deutschen Fußball in den ver­
gangenen 15 Jahren so geprägt wie
er, kaum jemand ihn so nach vorne
gebracht. Vielleicht sollten wir­
darum an jener Stelle beginnen, von
ihm zu erzählen, an der eine Verletzung
Ballacks die Fußballbegeisterten in
tiefe Verzweiflung stürzte.
Der 15. Mai 2010 war ein sonniger
Tag auf Sizilien. Die deutsche Mann-
schaft bereitete sich auf die Welt-
meisterschaft in Südafrika vor, die
Atmosphäre im Mannschaftshotel
war gelöst. Es sollte ein lockerer Auf-
takt zum Ereignis des Jahres werden.
Bundestrainer Joachim Löw begrüß-
te die Spieler und ihre Familien. Nur
einige Profis, die noch Pokalspiele zu
absolvieren hatten, fehlten noch.
Auch Michael Ballack, der mit
Chelsea im Endspiel des englischen
FA-Cups gegen den FC Portsmouth
stand. Dort kam es in der 44. Minute
zu einem folgenschweren Zweikampf.
Im Mittelfeld grätschte Kevin-Prince
Boateng den deutschen Spielmacher
um, mit schmerzverzerrtem Gesicht
musste Ballack ausgewechselt wer-
den. Schon nach wenigen Minuten
kam die Nachricht im sizilianischen
Trainingslager an.
Wer verstehen möchte, welchen
Stellenwert Michael Ballack zu die-
sem Zeitpunkt hatte, braucht sich
Michael Ballack:
Kein Typ wie jeder andere
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